Marie Jany
Eine Pionierin der Frauenpolitik in Nauheim
Am Montag, den 19.05.2025 hatte der Vorstand des Landfrauenvereins Nauheim Lothar Walbrecht, Archivar der Gemeinde Nauheim, eingeladen. Er präsentierte einen interessanten und informativen Vortrag mit dem Titel, Frauen an die Macht – Marie Jany:
„Die erste Gemeinderätin der Gemeinde Nauheim und ihr Weg in den Gemeinderat.“
Im Vortrag wurde das bewegte Leben von Marie Jany beleuchtet – eine bemerkenswerte, mutige Frau, die als Heimatvertriebene aus dem Sudetenland nach Nauheim kam und dort Geschichte schrieb.
Erstmals durften Frauen 1918 in Deutschland wählen und gewählt werden, doch in Nauheim dauerte es noch lange , bis eine Frau in den Gemeinderat einzog. Nach dem Zweiten Weltkrieg bot sich schließlich die Möglichkeit, eine weibliche Kandidatin für das Ortsparlament in Nauheim zu gewinnen. Frau Jany kam mit ihrer Familie nach der Vertreibung 1946 nach Nauheim und die sudetendeutschen Vertriebenen bekamen Wohnraum zugewiesen.
Für die ländliche Gemeinde war es eine große Herausforderung und für die Masse an Neubürgern musste Wohnraum requiriert werden. Um diese Situation zu bewältigen, wurde eine Wohnraum Kommission gebildet, Marie Jany wurde hier das erste Mal aufgeführt!
Als die Neuwahl der Kommissionsmitglieder anstand, ließ sie sich 1947 für die SPD aufstellen.
Bei der Kommunalwahl am 25. April 1948 trotz schwieriger Umstände nutzte Marie Jany die Chance, sie wurde als Kandidatin für das Ortsparlament aufgestellt und erhielt durch ein Überhangmandat einen Sitz im Ortsparlament.
Ihre Wahl war ein bedeutender Schritt, denn Frauen hatten es damals schwer, politische Ämter zu übernehmen- insbesondere als Heimatvertriebene. Dennoch setzte sie sich für die Belange der neuen Bürger Nauheims ein und wurde später sogar direkt ins Ortsparlament gewählt.
Lothar Walbrecht dokumentierte eindrucksvoll die Lebenssituation von Marie Jany, ihren Weg nach Nauheim und ihre politischen Verdienste. Untermalt von historischen Dokumenten wurde den Zuhörern deutlich, mit welchem Mut sich damals Frauen zur Wahl stellten- eine Seltenheit, die in ihrer Bedeutung für die Gleichberechtigung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Als besondere Wertschätzung für ihr Wirken und ihren Einsatz für die Gemeinde brachte Ende der 1980er Jahre die damalige „Frauenlobby“- ein Zusammenschluss engagierter Frauen, Kirchen, Parteien, Landfrauen und Vereinsfrauen – den vorschlag ein, eine Straße oder einen Weg nach Marie Jany zu benennen. Dies geschah schließlich, und so sind wir heute in Nauheim stolz. dass es unter den vielen Straßennamen einen „Marie Jany Weg“ gibt!





Eine bleibende Erinnerung an eine Frau, die den Weg für viele nach ihr ebnete – eine Pionierin der Frauenpolitik in Nauheim!
Anne Dammel / 20.05.2025