08.08.22 - Ethnien-Vortrag

Ethnien in Südäthiopien

Vor wenigen Tagen trafen sich im Café Stelzer Mitglieder und Gäste des Nauheimer Landfrauenvereins zu einem Vortragsabend mit dem Thema "Ethnien in Süd-Äthiopien". Als Referentin hatte der Vorstand Frau Ursula Bummel, bis vor kurzem noch Nauheimerin, eingeladen. In den 70er Jahren lebte sie mit ihrer Familie in Südafrika und bereiste, teils per Fahrrad, etliche afrikanische Länder. Ein Ethnologie-Studium in Mainz schloss sie 2019 mit dem Bachelor (B.A.) ab.

Zur Einführung gab Frau Bummel einen kurzen Überblick über das Binnenland Äthiopien im Nordosten Afrikas. Äthiopien hat circa 112 Mill. Einwohner, wovon etwa 3,5 Mill. in der schnellwachsenden Hauptstadt Addis Abeba leben. Schätzungsweise gibt es über 80 verschiedene Ethnien mit ebenso vielen verschiedenen Sprachen, den unterschiedlichsten Lebensweisen und Traditionen. Die Amtssprache Äthiopiens ist Amharisch. Bereits sehr früh, 350 n.Chr., kam das Christentum nach Äthiopien. Man nennt Äthiopien auch "Wiege der Menschheit", denn dort wurden die ältesten menschlichen Knochen gefunden (Lucy).

Frau Bummels besonderes Interesse gilt den Volksgruppen in Südäthiopien, nahe des ostafrikanischen Grabenbruchs und im Tal des Flusses Omo. Ihre Reise dorthin führte durch Grasland, Steppe, über Seen und Flüsse mit Krokodilen, wie sehr spannend durch Bilder und Erzählung dargestellt. Frau Bummel fesselte die Gäste mit faszinierenden Bildern und Berichten über die verschiedenen Stammesgesellschaften.

Zum Beispiel die Konso im Omo-Tal, die Terrassenfeldbau betreiben und großes handwerkliches Geschick besitzen. Die Dörfer liegen meist auf Hügeln. Die Konso weben Stoffe, verarbeiten Holz und Metall, gerben Leder und fertigen Tongefäße an. Diese Erzeugnisse werden auch zum Tausch oder Handel gebraucht.

Oder die Mursi, die an den Omo-Ufern vom Ackerbau und von der Rinderzucht leben. Die Rinder werden hauptsächlich zur Produktion von Milch und Blut gehalten. Frauen und Mädchen der Mursi tragen auffällige Lippenteller, für den im jungen Alter die Unterlippe aufgeschnitten wird und allmählich durch immer größere eingesetzte Scheiben zu einer beachtlichen Größe wächst.

Ebenso beeindruckend die Hamar, die sich sehr gut mit dem Töpferhandwerk auskennen. In der Hamar-Kultur sind die Frauen für landwirtschaftliche Arbeiten zuständig, die Männer hüten die Rinder- und Ziegenherden. Junge Männer vollziehen das Ritual des Rindersprungs, bei dem nackt über eine Reihe von Rindern gesprungen wird. Damit einher geht das Auspeitschen junger heiratsfähiger Mädchen, die auf ihre späteren Narben stolz sind.

Dies sind nur wenige Beispiele aus Frau Bummels lebendigem und fesselndem Vortrag über die Vielfältigkeit der Volksgruppen in Südäthiopien. Bevor man sich verabschiedete, entstand noch eine lebhafte Unterhaltung, während der Frau Bummel gerne noch weitere Fragen der sehr interessierten Gäste beantwortete.







Linda Ramge / 09.08.2022


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